Liebe Kolleginnen und Kollegen
Es waren wirklich heroische Siege, als diese beiden Postulate an
den Regierungsrat überwiesen wurden. Im Rückblick tun
sie weh wie die zehnte Zeitlupenwiederholung eines Eigentors der
Fussball-Nati.
Die SP hat damals die Realitäten nicht einfach aus dem hohlen
Bauch heraus richtig eingeschätzt und bereits vor der Überweisung
der beiden Postulate am 6. Mai und am 10. Juni 2002 auf das hohe
Risiko hingewiesen, das mit der Fluglärmpolitik von Unique,
Swiss und Rechtsparteien verbunden ist. Wir haben die politische
und Rechtslage sorgfältig geprüft und Kontakt mit allen
Beteiligten gepflegt, so dass wir einschätzen konnten, was
auf uns zukommt.
Heute sehen wir unsere Warnungen bestätigt. Die Sieger der
letztjährigen Wortschlachten müssen wir auffordern, zu
den negativen Folgen ihrer Politik zu stehen und mitzuhelfen, aus
dem Schlammassel einen Ausweg zu finden.
Zum Staatsvertrag. Er hätte zweifellos grosse Zugeständnisse
von der Schweiz verlangt. Ohne ihn sind wir aber einseitigen Massnahmen
Deutschlands ungeschützt ausgesetzt. Jedenfalls deutet noch
nichts darauf hin, dass die Rechtslage in irgend einem Punkt besser
geworden wäre, ganz im Gegenteil ! Mittlerweile stand im Buch
über den "Kloten-Clan", welche Connection den Staatsvertrag
und letztlich auch Volkswirtschaftsdirektor Jeker zu Fall brachte.
Die SP erwartet von Frau Fuhrer, dass sie ihre neue Aufgabe unparteiisch
und vor allem unabhängig von dieser Connection erfüllt.
Dass sie auch die oberste Schirmherrin der S41 nach Waldshut sein
wird, soll ihr ein wegweisendes Symbol sein !
Zum Gekröpften Nordwestanflug: Auch hier hat sich in den letzten
zwei Jahren an den Erkenntnissen kaum etwas geändert. Statt
Sand in die Ohren der Anwohnerschaft zu streuen, wäre es gescheiter,
ihn vorderhand zu vergessen und den politischen Realitäten
ins Auge zu blicken. Diese heissen: der Fluglärm muss im Kanton
Zürich verteilt werden, bevor irgend jemand anderer bereit
ist, gegenüber dem heutigen Zustand neue Lasten zu übernehmen.
Die politisch Verantwortlichen und Unique täten gut daran,
die Bevölkerung darüber ehrlich zu informieren.
Die SP-Fraktion hat als Erste vor anderthalb Jahren die Mediation
ins Spiel gebracht. Wegen der Emotionen, die mit Postulaten wie
den heute abgeschriebenen angeheizt wurden, muss sie unter ganz
schwierigen Bedingungen starten.
Die Mediation hat dann keine Chance, wenn weiterhin jede Partei
auf ihren egoistischen Positionen beharrt. Sie hat dann eine gewisse
Chance, wenn eine wirtschaftlich realistische, für Anwohner
und Umwelt einigermassen erträgliche Flughafenpolitik verfolgt
wird.
Die SP verlangt deshalb weiterhin, dass der Flugverkehr mengenmässig
auf den heutigen Stand und die Betriebszeiten des Flughafens sofort
auf 17 und längerfristig auf 15 Stunden gesenkt werden. Diese
Eckwerte wären die Basis für eine dauerhafte Einigung
nicht nur mit Deutschland, sondern auch mit den Nachbarkantonen
und innerhalb des Kantons Zürich. Der Regierungsrat ist mit
Blindheit geschlagen, wenn er sogar gegen den Willen des Parlaments
weiterhin jeden Schritt in diese Richtung verweigert.
Wir sind realistisch und glauben nicht, dass der Regierungsrat
ab sofort der Unique politisch den Weg zur Vernunft weist. Es wird
deshalb nichts Anderes übrig bleiben, als die Frage der Dimensionierung
unseres Flughafens bald einmal wieder dem Volk vorzulegen.
Die Postulate haben ihre traurige Wirkung im Fluglärmstreit
mit Deutschland entfaltet. Wir helfen mit, sie zu entsorgen und
stimmen Ja zur Abschreibung.
Ruedi Lais, 24.11.2003
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